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6. April 2017
Gewerbeversicherungen: AIG wird digital

Gewerbeversicherungen: AIG wird digital

AIG Deutschland positioniert sich neu im Gewerbekundengeschäft. Im Laufe des Jahres will der Versicherer die Gewerbeversicherung fast vollständig auf den digitalen BiPRO-Standard umstellen. Im AssCompact Interview erläutert Andreas Krause, Leiter des Vertriebs von AIG in Nordeuropa, welche Vorteile Versicherungsmakler daraus ziehen können.

Herr Krause, AIG Deutschland hat sich in den vergangenen zwölf Monaten komplett neu aufgestellt. Wie ist das Unternehmen künftig strategisch ausgerichtet?

Als drittgrößter Versicherungsmarkt der Welt hat Deutschland für AIG Top-Priorität. In der Vergangenheit haben wir uns sehr breit aufgestellt und viele Bereiche abgedeckt. Heute fokussieren wir uns stärker und basieren unser Geschäft auf drei Kernbereiche. Im ersten Bereich, dem Client Segment, befinden sich Konzernkunden, die aufgrund ihres internationalen Profils ein natürlicher Partner von AIG sind. Den zweiten Schwerpunkt legen wir vor allem auf technische Vermittler, die den Industriekundenbereich in Deutschland beraten. Wir streben mit diesen Häusern eine Partnerschaft auf Augenhöhe an, in der wir gemeinsam Lösungen erarbeiten, die für alle Seiten von Vorteil sind. Unsere dritte Säule ist AIG.digital. Wir wollen der führende digitale Versicherer Deutschlands in der Gewerbeversicherung werden. Als einer der Vorreiter in der Branche setzen wir konsequent auf ein zukunftsfähiges digitales Geschäftsmodell und werden in den nächsten Wochen und Monaten beginnen, die gesamte Wertschöpfungskette digital abzubilden.

Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Entwicklung?

Im Industriekundenbereich sehen wir ein deutliches Wachstum, das uns zeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Im Gewerbekundenbereich erreichen wir mit AIG.digital gerade Meilensteine. 2017 werden wir unsere analoge Produktwelt fast vollständig auf den digitalen BiPRO-Standard umstellen und Vermittlern die Möglichkeit geben, zukünftig schnell und effizient Quotierungen sowie Neuabschlüsse online zu tätigen. Der Prozess ist so einfach wie eine Flugbuchung. Zeit- und administrativer Aufwand reduzieren sich für den Vermittler damit signifikant.

Sie wollen Ihr Gewerbekundengeschäft vollständig digitalisieren. Oft ist das Geschäft aber sehr individuell. Wie stark kann man hier überhaupt automatisieren?

Unsere Bedingungswerke befinden sich auf einem sehr hohen Niveau, auf dem unsere Kunden bereits eine Vielzahl an gewerblichen Risiken abdecken können. Um den individuellen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, können wir selbstverständlich maßgeschneiderte Konzepte auf diese Produkte aufsetzen und unseren Vertriebspartnern auch in Zukunft Zielgruppenkonzepte zur Verfügung stellen. Die neue Welt der BiPRO-Produkte ist nicht starr, sondern erlaubt es uns, mit geringem Aufwand Adaptierungen vorzunehmen, die dem Vertriebspartner eigene Tarife sowie Wordings zur Verfügung stellen. Dies wird allerdings nicht für Einzelverträge anwendbar sein, sondern hier bedarf es eines gewissen Geschäftsvolumens.

Lassen Sie uns näher auf den erwähnten BiPRO-Standard eingehen. Was ist Ihnen bei BiPRO gerade wichtig?

Die Einführung der BiPRO-Normen im deutschen Markt spielt langfristig eine entscheidende Rolle bei der Digitalisierung der Prozesslandschaft zwischen Vermittler und Versicherer. Aufgrund dieser gemeinsamen Normen ist es uns möglich, Lösungen zu schaffen, die multiplen Marktteilnehmern zugänglich sein werden. Da der Markt sich aus unserer Sicht nicht schnell genug in diese Richtung entwickelt, haben wir mit der Einführung sogenannter „Microsites“ ein Vehikel geschaffen, das es uns ermöglicht, bereits heute digital mit Versicherungspartnern zu arbeiten, die ihrerseits diese Schnittstellen noch nicht entwickeln konnten.

Inwiefern profitieren Versicherungsvermittler von der Entwicklung?

Momentan wird am Markt unter BiPRO sehr häufig der Begriff „elektronische Dokumente“ verstanden. Die BiPRO-Standards können aber sehr viel mehr. Gerade die Normen zum Abschluss von Neugeschäft bringen sehr viele Vorteile für die mit uns zusammenarbeitenden Vermittler, weil es einen enormen Zuwachs an Geschwindigkeit bei den Themen Quotierung und Abschluss bedeutet. Unsere Microsites bündeln diese Vorteile und ermöglichen selbst Vermittlern, die zurzeit über keinen direkten Zugang zu den Versicherer-Webservices verfügen, diese Geschwindigkeits-und Servicevorteile für sich zu nutzen.

Was verstehen Sie konkret unter diesen „Microsites“?

Wir sprechen bei unseren digitalen Anwendungen von sogenannten „Microsites“ und „Partnershops“. Die Microsite ist ein auf ein bestimmtes Produkt bezogenes Kalkulations- und Abschlusstool inkl. Partnerkonditionen, Download Center, Infomarkt. Der Partnershop ist ein Webportal, in dem wir für ausgesuchte Kooperationspartner mehrere Microsites zu einer individuellen Produktpalette bündeln. Wurde mit einem unserer Partner ein spezielles Konzept vereinbart, wie etwa spezielles Wording und/oder Pricing, bekommt dieser einen eigenen und individualisierten Partnershop. Alle unsere Partner, die noch nicht BiPRO-fähig sind, können von der Brückentechnologie profitieren, die wir ihnen zur Verfügung stellen. (tk)